Beim Wort genommen: Verballhornung

Woher kommt eigentlich … „Verballhornung“?

Wer etwas verballhornt oder ballhornisiert, der „verschlimmbessert“ es – unabsichtlich oder (etwa als Satire) auch mit voller Absicht.

Der Begriff ist spätestens seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich und geht zurück auf den Lübecker Buchdrucker Johann Bal(l)horn († 1603). In dessen Werkstatt soll im Jahr 1586 ein überarbeitetes Exemplar des Lübischen Rechts zum Nachdruck gelegen haben. Dem gewissenhaften Drucker fielen einige Unstimmigkeiten und Fehler auf, die offensichtlich bei der Überarbeitung durch einen heute Unbekannten entstanden waren.

Kurzerhand nahm Balhorn selbst eine vollständige Neubearbeitung des Werkes vor – und verschlimmbesserte alles. Weil er nämlich dafür eine noch ältere Fassung des Lübischen Rechts zugrunde legte, enthielt seine Arbeit am Ende weitaus mehr Fehler als die Vorlage, die ihm zum Druck gegeben worden war.

Typische Beispiele für absichtliche Verballhornungen sind der Wunsch „Hals- und Beinbruch!“ (vom jiddischen „hatsloche un broche“: „Erfolg und Segen“), „Hokuspokus“ (vom lateinischen „hoc est [enim] corpus“: „[denn] das ist mein Leib“ in der lateinischen Messe) und „Ballermann 6“ (Strandlokal bei Palma de Mallorca, vom spanischen „Balneario Nº 6“: „Kurort“).

Beim Wort genommen: Mohrrübe

Mohrruebe

Grafik: social stories

Die Pfahlwurzel der Gemüsepflanze Daucus carota hat viele Namen in der deutschen Sprache. Während sie im Norden Deutschlands gelegentlich als „Wurzel“ bezeichnet wird, ist dort sowie im Osten überwiegend der Begriff „Möhre“ gebräuchlich, anderswo heißt sie „Karotte“. Neben „Rüebli“ und „Riebli“ wird das Gemüse aufgrund seiner Farbe zudem „Gelbe Rübe“ oder „Gelbrübe“ genannt – und eben auch „Mohrrübe“.

Das Wort „Mohr“ ist seit dem 11. Jahrhundert Bestandteil des (Mittelhoch-)Deutschen und lässt sich über das lateinische „mauro“ bis zu seinem griechischen Ursprung „mavro“ oder „μαυρο“ zurückverfolgen, wo es „schwarz“, „geschwärzt“ oder „verkohlt“ bedeutete. Es wurde für die Beschreibung der dunkelhäutigen Bewohner Nordwestafrikas verwendet („Mauretanien“) und steckt noch im Namen der Insel „Mauritius“.

Aber wie passen „Mohrrübe“ und „schwarz“ zusammen?

Ganz einfach: Die Mitte der Blütendolde der Mohrrübe ziert eine schwarze Blüte – eine „Mohrenblüte“.

Das Wort „Mohr“ spielt im heutigen Sprachgebrauch fast gar keine Rolle mehr – und wenn doch, dann oftmals im Zusammenhang mit Diskriminierungen und rassistischen Beleidigungen.

Da ist es schön zu wissen, dass es viele unverfängliche Alternativen für die „Mohrrübe“ gibt!

Beim Wort genommen: Helau, Alaaf, Awaaf und Alleh hopp

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Heute ist der 11.11. und nicht nur in Köln starten die Menschen in die „5. Jahreszeit“:
Der Karneval, je nach Region auch Fastnacht, Fasching, Fastelovend und Fasteleer genannt, beginnt.

Doch was bedeuten die Rufe, die die Närrinnen und Narren von nun an bis zum Aschermittwoch in den verschiedenen Regionen erschallen lassen?

In Köln, Bonn und Aachen heißt es „Alaaf“. Der Ausdruck lässt sich zwar sprachgeschichtlich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen, dennoch ist seine Herkunft unklar. Wahrscheinlich liegt ihm das kölsche „all af“ zugrunde, das „über alles“ bedeutet, ursprünglich gar kein karnevalistischer Begriff war und den Ruf „Kölle alaaf“ ganz einfach zur Liebeserklärung „Köln über alles“ macht.

Sowohl rheinauf- wie rheinabwärts, nämlich in Mainz, Koblenz und Düsseldorf, und an vielen anderen Orten ruft man „Helau“, den meistverbreiteten Narrenruf in Deutschland. Auch hier ist die sprachliche Herkunft unklar, die Erklärungsversuche reichen von „Hallo“ und „Hellblau“ bis „Hölle auf“ und „Halleluja“.

Deutlich seltener und nur im Bayreuther Fasching zu hören ist der Ruf „Awaaf“. Vermutlich setzt er sich aus dem kölschen „Alaaf“ (s. o.) und dem Ausdruck „Waaf“ zusammen, was so viel heißt wie „keinen Mist reden“.

Wenn die Saarländer Fastnacht feiern, klingt es Französisch. Fast jedenfalls, denn anders als im Französischen wird ihr Ruf „Alleh hopp“, also „Los geht’s“, auf dem „A“ der ersten Silbe betont.

Ob Sie Alaaf, Helau, Awaaf oder Alleh hopp rufen: Das Team von Wort für Wort wünscht allen Jecken viel Spaß!

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Beim Wort genommen: Folge 54

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Den Molli machen

Was eine Molle ist, weiß man genau, zumindest in Berlin: ein Glas Bier. Wer oder was aber ist der sprichwörtliche Molli? Da wird es ganz schön schwammig, und das bleibt auch so. Denn bislang hat die Wissenschaft sich an dem Molli die Zähne ausgebissen, sprich keine belastbare etymologische Erklärung finden können.

Vieles ist dazu im Umlauf. Fest scheint zu stehen, dass der Begriff „den Molli machen“ nur im Rheinland verbreitet ist. Alles, was darüber hinausgeht, ist Spekulation: Er könne etwas mit Maulwürfen oder dem Brüderschafttrinken zu tun haben, vielleicht auch mit dem Verdreschen von Hunden. Interessanter ist der Verweis auf das französische Wort „moulin“, (Wind-)Mühle. Verwendet wird die Redewendung in dem Sinn: vorführen, hintergehen, jemandem auf der Nase herumtanzen. Da geht es also darum, mit einer Person etwas zu veranstalten, wogegen sich diese nicht wehren kann und dem sie in der Art ausgesetzt ist wie … z. B. die Windmühle dem aufprallenden Wind.

Mit etwas Fantasie könnte man gleich noch eine Nebenerklärung unterbringen, weil nämlich Molli auch die Kurzform von Molotowcocktail ist – und der verhält sich zu seinem Anschlagsziel gewissermaßen wie der Wind zur Mühle.