Titel: The Woman in the Window – was hat sie wirklich gesehen?
Autor: A. J. Finn
Übersetzer: Christoph Göhler
Verlag: Blanvalet (2018)
Genre: Thriller, 544 Seiten
Cover: © blanvalet Verlag
Ein geräumiges Haus in New York: Seine Bewohnerin Anna Fox ist nach einem traumatischen Erlebnis vor zehn Monaten unfähig, es zu verlassen, denn sie leidet unter Agoraphobie. Statt Geselligkeit hat sie einen gut gefüllten Weinkeller und ihre Kamera, durch deren Sucher sie ihre Nachbarn beobachten kann. Eines Tages wird sie so Augenzeugin eines Mordes im Haus gegenüber. Aber niemand schenkt ihren Beobachtungen Glauben.
Kurzinhalt
Anna Fox ist Kinderpsychologin. Nach einem Ereignis, das zunächst nicht näher ausgeführt wird, kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben, da sie unfähig ist, ihr Haus in New York zu verlassen. Sie leidet an Agoraphobie und verbringt ihre Zeit damit, mit Fremden zu chatten – und ihre Nachbarn durchs Fenster zu beobachten. Als die Russels – Vater, Mutter, Teenie-Sohn – gegenüber einziehen, wird ihr ihre Einsamkeit noch schmerzlicher bewusst. Wein ist ihr ständiger Begleiter, alte Schwarz-Weiß-Filme und Online-Schach sind ihre einzigen Leidenschaften, andere Betroffene in einem Agoraphobie-Forum ihre wenigen Freunde, denen sie psychologische Ratschläge gibt. Nur die Gespräche mit ihrem Mann und ihrer Tochter, die von ihr getrennt leben, können sie aufmuntern.
Eines Tages hört sie einen Schrei aus dem Haus der Russels und beobachtet wenig später, wie ihre neue Nachbarin erstochen wird. Anna alarmiert die Polizei und versucht sogar selbst, der Frau zur Hilfe zu kommen. Doch sie schafft es nicht einmal über ihre Türschwelle. Niemand schenkt ihren Beobachtungen Glauben – angeblich ist nichts passiert und Jane Russel putzmunter. Nur dass Anna die Frau, die jetzt behauptet, Jane Russel zu sein, noch nie gesehen hat. Was ist passiert?
Was mir an „The Woman in the Window“ so gut gefällt:
Der Grundgedanke des Romans erinnert in vielerlei Hinsicht an den Filmklassiker „Das Fenster zum Hof“. Eine, hier durch eine Belastungsstörung, an ihr Haus gefesselte Protagonistin sitzt oft am Fenster, von wo aus sie Bruchstücke des Leben außerhalb und eines Tages auch einen Mord beobachtet. Da Finn aus der Ich-Perspektive erzählt, nehmen wir die Welt ausschließlich aus ihrem Blickwinkel wahr. Dass dies natürlich nur die halbe Wahrheit ist, erklärt sich von selbst. Der Autor enthält uns die andere Hälfte über weite Strecken des Buches vor – und genau das macht einen Teil seines Reizes aus. So fragt man sich, warum Annas Familie auseinandergebrochen ist, was der Auslöser ihrer Erkrankung war und ob sie am Ende gar nicht zurechnungsfähig ist.
Was als detaillierte Beschreibung einer posttraumatischen Belastungsstörung beginnt, entwickelt sich stetig zu einem (Psycho-)Thriller. Eingestreut sind an vielen Stellen Zitate aus den Filmen, die Anna ununterbrochen abspielt und die zu der jeweiligen Situation passen, in der sie sich gerade befindet.
Die Auflösung mag vielleicht für krimierfahrene Lesende nicht sehr überraschend sein, aber der Plot ist so klug durchkomponiert, dass er sie bis zur letzten Seite bei der Stange hält. Das geeignete Buch für kuschelige Lesemarathons an langen Winterabenden.
Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin finden Sie auf der Seite des Verlags.