Ein Klassiker der deutschen Popliteratur: Benjamin von Stuckrad-Barres Roman Soloalbum
Titel: Soloalbum
Autor: Benjamin von Stuckrad-Barre
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Genre: Roman (245 Seiten)
Kurzinhalt von Benjamin von Stuckrad-Barres Roman Soloalbum
Der Ich-Erzähler, ein Großstädter Mitte 20, wurde vor Kurzem von seiner langjährigen Freundin Katharina verlassen. Obwohl er während der Beziehung an dem ein oder anderen „Soloprojekt“ gearbeitet hat, trifft ihn die Endgültigkeit der Trennung wie ein Schlag. Das Jahr nach dem Beziehungs-Aus verbringt der Musikjournalist in zunehmender Vereinsamung. Mal versucht er scheinbar halbherzig, die Beziehung neu aufleben zu lassen, dann erklärt er jegliche Bemühung für zwecklos. Er redet sich ein, Katharina wäre des Nachtrauerns nicht wert, nur um sie kurz darauf zu idealisieren.
Immer wieder sucht der namenlose Protagonist im Alkohol- oder Drogenrausch nach neuer Lebenszuversicht, die er jedoch stets nur für kurze Zeit zurückzugewinnen vermag. Seine Affären mit anderen Frauen erfüllen ihn nicht. Er will sich neu verlieben, scheitert aber kläglich an seinen eigenen Ansprüchen.
Zwar bildet die gescheiterte Liebesgeschichte die Rahmenhandlung des Romans, doch ist Soloalbum selbst keinesfalls ein Liebesroman. Es ist vielmehr eine Ansammlung von Momentaufnahmen aus dem Großstadtleben, eine Geschichte von Selbstmitleid und Selbstzweifeln, von Jugendkultur, Klischees, schlechten Partys und unechten Freunden.
Was mir an Soloalbum von Benjamin von Stuckrad-Barre so gut gefällt
In Soloalbum zeichnet Benjamin von Stuckrad-Barre in popliterarischer Manier ein unverblümtes Bild vom großstädtischen Jugendleben der 1990er-Jahre, das in vielen Facetten kaum an Aktualität eingebüßt hat. Im Vordergrund steht vor allem ein drückendes Gefühl allgegenwärtiger Gleichgültigkeit und Planlosigkeit im vor sich hin plätschernden Leben eines Charakters, der selbst genauso unsympathisch und oberflächlich wirkt, wie er die Welt wahrnimmt. Oft scheint es dabei, als gäbe es keine erzählende Instanz, als projiziere der Verlassene seine Gedanken direkt auf die Buchseiten.
Das Einzige, was dem aus der Bahn geratenen Leben des Protagonisten eine Struktur verleiht, ist die Musik. So ist auch der Roman selbst wie ein Musikalbum mit Seite A und B aufgebaut, die Kapitel sind nach Songs der Gruppe Oasis, der Lieblingsband des Erzählers, benannt. Jedes Gefühl, jede Lebenssituation kann er mit einem Musiktitel beschreiben.
Der Roman Soloalbum erzählt die Geschichte vom statischen, belanglosen Dasein eines jungen Menschen, indem er eigentlich überhaupt keine Geschichte erzählt. Er ist vielmehr eine grundehrliche Schilderung ohne roten Faden – ohne Ziel, wie es auch dem Protagonisten in seinem Leben fehlt.