Geschwindigkeit ist ein Merkmal moderner Kommunikation geworden: Kurze Mitteilungen wandern per SMS, WhatsApp oder E-Mail in Windeseile hin und her. Da fällt korrektes Schreiben schon mal hinten runter. Auf Groß- und Kleinschreibung oder Kommasetzung wird dabei immer weniger geachtet. Zum Teil wird Text komplett durch entsprechende Emojis und Symbole ersetzt.
Aber auch die Textverarbeitung am Computer macht es einem leicht, die Rechtschreibung und ihre Regeln unbeachtet zu lassen – das erledigt die Rechtschreibprüfung (mit Verlaub mehr schlecht als recht). Liegt es allein an der zunehmenden Kommunikationsgeschwindigkeit, dass Regeln offenbar an Bedeutung verlieren, oder gibt es noch andere Gründe dafür?
In der Schule wird der Grundstein gelegt
Es ist verblüffend, Briefe von Menschen zu lesen, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Schule gegangen sind. Sie schreiben in einem nahezu fehlerfreien Deutsch. Dabei hatten sie oft nur die Volksschule mit ihren acht Klassenstufen besucht. Ihr korrektes Deutsch haben sie durch permanentes, bisweilen monotones Üben der Rechtschreibung gelernt. Den damit verbundenen Drill und fragwürdige pädagogische Methoden wünscht sich niemand zurück, aber eines wird deutlich: Der Stellenwert der Rechtschreibung hat sich in der Schule deutlich gewandelt, selbst Elternbriefe der Lehrer sind oft nicht fehlerfrei. Rechtschreibung spielt schlicht nicht mehr die Rolle wie noch im letzten Jahrtausend, obwohl sie zu den Schlüsselqualifikationen zählt! Andere Themen sind an Schulen offenbar wichtiger geworden und viele neue Aufgaben sind für die Schulen hinzugekommen.
Als nicht besonders förderlich für korrektes Schreiben erwies sich überdies die Methode „Lesen durch Schreiben“ des Reformpädagogen Dr. Jürgen Reichen, bei der Erstklässler zunächst so schreiben dürfen, wie sie die Wörter hören: „Di foirwer retete eine oile aus dem Stal“, betitelte die FAZ am 6.4.2017 den Artikel eines Gymnasiallehrers zum Thema Vermittlung von Rechtschreibung an Deutschlands Grundschulen. Diese Herangehensweise stand und steht in der Kritik. In Baden-Württemberg und Hamburg darf bereits nicht mehr nach dieser Methode unterrichtet werden, weitere Bundesländer wollen sie ebenfalls untersagen.
„… man muss in der Lage sein, in den Situationen, in denen es um etwas geht, korrekt zu schreiben.“
Davon ist die Leiterin der Dudenredaktion, Kathrin Kunkel-Razum, überzeugt. Spätestens, wenn es ums Bewerben um einen Job oder eine Praktikumsstelle geht, wird die Rechtschreibung wieder äußerst wichtig. Denn das geschriebene Wort fungiert wie eine Visitenkarte, die Rückschlüsse auf den Verfasser zulässt. Darüber hinaus ist korrekte Rechtschreibung auch beim Verfassen eines Praktikumsberichts oder einer Seminararbeit an der Uni zentral. Davon können die abgelehnten Bewerber bei der Polizei in Baden-Württemberg ein Lied singen: 2016 fiel ein Drittel von ihnen beim Deutschtest durch und wurde nicht angenommen.
Auch in Liebesbriefen kann die richtige Rechtschreibung wichtig sein, wie die Band Köbes Underground von der Kölner Stunksitzung eindrucksvoll belegt: https://www.youtube.com/watch?v=zzU1LzLnLkY.
Überdies zeugen korrekt geschriebene Sätze von einer Form der Wertschätzung dem Adressaten gegenüber. Ganz abgesehen davon, dass kryptische Wortansammlungen dem Empfänger Zeit rauben, wenn er rätseln muss, was gemeint ist, oder wenn ein falsch platziertes Komma den Sinn komplett verdreht.
Im Internet kursieren viele lustige Beispiele dafür, unter anderem dieses: „Ich komme, nicht schießen!“/„Ich komme nicht, schießen!“ Aber auch im realen Leben können falsche Kommas die intendierte Aussage in ihr Gegenteil verkehren, wie der Slogan einer Baumarktkette vor einigen Jahren bewies: „Geht nicht gibt’s nicht“ wurde zu „Geht nicht, gibt’s nicht“.
Die Dudenredaktion hat die aktuelle Situation der Rechtschreibung in einem kleinen Bändchen aufgegriffen. In „Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben“ diskutiert sie mit Vertretern aus Wissenschaft, Schule und Medien über den momentanen Stand und die Entwicklung der Rechtschreibung in Deutschland.
Auch uns ist es nicht egal, wie Ihre Texte oder die Ihres Kunden bei der Zielgruppe ankommen. Darum prüfen unsere Lektorinnen, ausnahmslos Germanistinnen, Ihre Texte nach dem sicheren 4-Augen-Prinzip.