Alles ist im Fluss …
Richtig gendern: Hintergrund
„Gendern“ (von englisch gender = soziales Geschlecht) bedeutet, Gesprochenes wie Geschriebenes so zu gestalten, dass sich Menschen jedweden Geschlechts – also weiblich, männlich, divers – gleichermaßen angesprochen fühlen können. Gendergerechte Sprache soll ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung aller Menschen zum Ausdruck bringen. Zugleich bedeutet sie eine Abkehr vom jahrhundertelang vorherrschenden „generischen Maskulinum“, also der Verwendung der männlichen Form, die alle anderen miteinschließen soll.
Über das Gendern und eine gendergerechte Sprache ist in den letzten Jahren viel gesprochen und geschrieben worden. Das hat nicht immer zu mehr Klarheit geführt, sondern auch zu Irritationen. Fakt ist aber, dass sich eine gendergerechte Sprache mehr und mehr durchsetzt.
Der Duden und die Gesellschaft für deutsche Sprache stellen Möglichkeiten des Genderns vor, aber eine deutliche Tendenz ist noch nicht zu erkennen. Der Rechtschreibrat schließlich hält die Schreibentwicklung „noch nicht [als] so weit gediehen, dass das Regelwerk zu ändern wäre“.
Sprache ist stets im Wandel, sie ist lebendig und verändert sich. Wort für Wort zeigt Ihnen im Folgenden die vielen Möglichkeiten für das Gendern auf und gibt Empfehlungen hierzu. Wenden Sie sich gern an uns, wenn Sie Fragen dazu haben, wie in Ihrem Unternehmen sinnvoll gegendert werden kann!
Gendern: alle Möglichkeiten auf einen Blick
a) Die ausführliche Doppelnennung. Es werden explizit weibliche und männliche Personen adressiert wie in Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jede und jeder etc. Dies ist dann sinnvoll, wenn sich Männer und Frauen individuell angesprochen fühlen sollen.
b) Dort, wo Frauen gemeint sind, die femininen Endungen benutzen, also Engländer/Engländerin, Doktor/Doktorin, Bürgermeister/Bürgermeisterin, Bote/Botin etc.
c) „Mann“ durch „Frau“ ersetzen, also Fachmann/Fachfrau, Hausmann/Hausfrau. Im Plural kann man hier in einigen Fällen „Leute“ einsetzen.
d) Verkürzungen mithilfe eines Schrägstrichs und eines Bindestrichs. Der Duden nennt dies die „Sparschreibung“: Mitarbeiter/-innen, Arzt/Ärztin, jede/-r. Es ist auch eine Schreibung ohne den Ergänzungsbindestrich möglich: jede/r, Mitarbeiter/innen.
e) Das Binnen-I wie in MitarbeiterInnen kommt seit den frühen 1980er Jahren zum Einsatz. Es entspricht allerdings nicht den geltenden Rechtschreibregeln.
f) Die Klammerlösung ist heute kaum noch gebräuchlich: Lehrer(in), Student(inn)en.
g) Genderstern (Mitarbeiter*innen), Unterstrich (Mitarbeiter_innen) und Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen). Der Genderstern findet aktuell häufig Verwendung. Welche und ob es eine dieser Formen letztlich in den Duden als rechtschreibkonform schafft, wird die Zukunft zeigen.
h) Gänzlicher Verzicht auf männliche oder weibliche Formen: Ersatzformen. Vor allem im Plural ist hier Genderneutralität gegeben: Leitung, Belegschaft, Kollegium, Lesende, Schreibende, Studierende, Lehrende, Team (statt Mannschaft) etc.
i) Die Gendererklärung, sofern Sie Ihre Texte nicht verändern wollen: Dem Text wird ein Passus vorangestellt, der folgendermaßen lauten könnte:
„Zur besseren Lesbarkeit verzichten wir in dieser Publikation auf die parallele Verwendung verschiedener Formen und verwenden das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen beziehen sich aber selbstverständlich auf alle Menschen.“
Unsere 8 Profitipps
Nun wissen Sie, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, Gendergerechtigkeit in der Sprache auszudrücken. Um Ihnen hier eine Orientierung zu bieten, haben wir 8 einfache Regeln für Sie zusammengestellt. Wenn Sie diesen folgen, nähern Sie sich einer gendergerechten Sprache an und die Texte bleiben gut lesbar.
1. Sparlösungen vermeiden
Ja: Liebe Mieterinnen und Mieter, besprechen Sie das mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin
Nein: Besprechen Sie das mit Ihrer/Ihrem Ärztin/Arzt (oder: mit Ihrer/-m Ärztin/Arzt)
Folgende Schreibweise findet sich übrigens immer häufiger in Texten, bei denen mit Doppelpunkt gegendert wird: der:die Kolleg:in. Wir empfehlen hier: der/die Kolleg:in.
2. Ersatzformen wie unter h) genannt
3. Abstrakte Formen, um Personen zu beschreiben. Dadurch vermeiden Sie schlecht lesbare Doppelformen.
Ja: Leitung, Professur, Vorsitz, Gäste, Hilfskräfte, Presse
Nein: Leiter, Professor, Vorsitzender, Teilnehmer, Helfer, Journalist
Hier ist darauf zu achten, dass Texte durch Abstraktionen nicht zu unpersönlich wirken.
4. Direkte Anrede der Lesenden
Ja: Bitte unterschreiben Sie hier!
Nein: Der Antragsteller wird gebeten, hier zu unterschreiben.
Ja: Bitte stellen Sie sich an.
Nein: Besucher werden gebeten, sich anzustellen!
5. Umformulierung des Adjektivs
Ja: fachkundiger Rat, kritische Stimmen
Nein: Rat des Fachmanns, Kritiker
6. Bildung von Relativsätzen
Ja: alle, die teilnahmen …, wer studiert hat …, diejenigen, die dies verfasst haben …
Nein: alle Teilnehmer …, Akademiker, die …, die Autoren …
7. Eine Gendererklärung wie unter i) beschrieben. Ob Sie gendern oder aber eine Gendererklärung einfügen, entscheiden Sie je nach Einsatz des Textes.
8. Zu beachten ist auch, ob Ihre Texte durch das Gendern weiterhin SEO-konform sind oder ob einige Genderformen (z. B. Gendersternchen, Doppelpunkt) zu schlechteren Suchergebnissen führen.
Doppelformen sind üblich, regelkonform und zu empfehlen. Sparformen sind im jeweiligen Kontext sinnvoll und platzsparend (Schrägstrichlösung). Auch eine Gendererklärung kann je nach Textart und -umfang aus Gründen der besseren Lesbarkeit sinnvoll sein. Mit den von uns genannten Möglichkeiten kommen Sie einer gendergerechten Sprache nahe, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Gendersensibel zu schreiben ist also keine Hexerei!