Der Hitzesommer hinterlässt seine Spuren: Am 14. Dezember 2018 kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) „Heißzeit“ zum Wort des Jahres
Zum 42. Mal in Folge gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die Wörter des Jahres bekannt. Diesmal hat es „Heißzeit“ auf den ersten Platz geschafft. Das Wort steht nicht nur für den trockenen Hitzesommer, der gefühlt von April bis September 2018 andauerte, sondern soll auch auf eines der schwerwiegendsten globalen Probleme unseres Jahrhunderts hinweisen: den Klimawandel. Dies auch dadurch, so die Jury, dass es sich bei „Heißzeit“ um eine interessante Wortbildung handele: Aufgrund der lautlichen Analogie zu „Eiszeit“ erhalte das aktuelle Wort des Jahres eine „epochale Dimension“ und deute auf eine sich möglicherweise anbahnende neue Klimaperiode hin.
Wie beim Sieger „Heißzeit“ handelt es sich auch bei den Plätzen 2 bis 10 um Begriffe, die das zu Ende gehende Jahr besonders treffend charakterisieren. Hier sind die Wörter des Jahres 2018
Platz 2: Funklochrepublik
Dass das Mobilfunknetz in Deutschland vergleichsweise schlecht ausgebaut ist, bekommen nicht nur Menschen in abgelegenen, ländlichen Gebieten tagtäglich zu spüren. Im Jahr 2019 wird die politische Welt weiterhin heiß diskutieren, ob und wie der neue Mobilfunkstandard 5G in absehbarer Zeit „an jeder Milchkanne“ verfügbar gemacht werden soll.
Platz 3: Ankerzentren
Die als „Ankerzentren“ bezeichneten Aufnahmestellen für Geflüchtete sind Teil des Konzeptes der Großen Koalition, Asylverfahren schneller und effektiver zu bearbeiten. Der Kern dieses Kompositums steht – wie der Anker eines Schiffes – für Fixierung und Sicherung. Zum anderen handelt es sich dabei um eine Art Akronym aus „Ankunft“, „Entscheidung“ und „Rückführung“.
Platz 4: Wir sind mehr
Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um ein Wort, sondern um einen ganzen Satz. Seine Anfänge nahm dieser als Titel eines Konzerts gegen Rassismus und rechte Gewalt in Chemnitz. Mit „Wir sind mehr“ reagierten zahlreiche Bewohner der sächsischen Stadt auf fremdenfeindliche Ausschreitungen und Kundgebungen in ihrer Heimatstadt.
Platz 5: strafbelobigt
Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsschutzes, hatte mehrmals mit fragwürdigen politischen Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht, weshalb sogar Anhänger seiner eigenen Partei CDU seine Ablösung forderten. Als bekannt wurde, dass Innenminister Horst Seehofer ihn daraufhin zum Staatssekretär im Innenministerium „strafbefördern“ wollte, folgte ein Aufschrei unter Politikern und Bürgern. Maaßen wurde letztendlich in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Interessant ist hier: Sucht man bei Google nach dem Wort „strafbelobigt“, findet man neben den Berichten zum Wort des Jahres 2018 keinen einzigen Treffer.
Platz 6: Pflegeroboter
Das Wort symbolisiert den Pflegenotstand in Deutschland und verweist auf die Debatte um die Zukunft der Betreuung von Pflegebedürftigen. Ist es in absehbarer Zeit möglich, dass Roboter den Platz fehlender Pflegekräfte ein- oder die Pflege gar ganz übernehmen? 2018 wurde mit „Pepper“ der Prototyp eines solchen Pflegeroboters vorgestellt.
Platz 7: Diesel-Fahrverbot
Um die EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen, wurden in verschiedenen deutschen Städten Dieselfahrverbote erlassen. Obwohl Vertreter des Bundes, der Länder und der Kommunen 2017 auf zwei Spitzentreffen vereinbart hatten, erhebliche Summen in die Entwicklung sauberer Dieselmotoren zu stecken, konnten besagte Fahrverbote in manchen Städten nicht abgewendet werden.
Platz 8: Handelskrieg
Wie nicht nur die EU, sondern auch China mehrfach durch die Androhung von Strafzöllen zu spüren bekam, schätzt Donald Trump Handelskriege als politisches Mittel. Sie seien, so der US-Präsident, „gut und leicht zu gewinnen“.
Platz 9: Brexit-Chaos
Seit dem 23. Juni 2016, als die Mehrheit der Wähler für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union stimmte, stellt das Thema regelmäßig die Schlagzeilen – besonders, seitdem sich abzeichnet, dass der Brexit in einem Chaos zu enden droht. Noch immer ist unklar, ob es zu einem sogenannten harten Brexit kommen wird; die Folgen sind nicht auszudenken. Einige der „Leaver“, die beim Referendum 2016 mit „Ja“ stimmten, gehören daher inzwischen dem Lager der „Begretter“ an – eine Wortkreuzung aus Brexit und regret („bedauern“).
Platz 10: Mutter aller Probleme
Mit dem 10. Platz weist die GfdS auf ein bekanntes sprachliches Muster hin, um das größte oder wichtigste aller Exemplare einer Kategorie zu bezeichnen. Mit seiner Beschreibung der Migration als „Mutter aller Probleme“ hatte Innenminister Horst Seehofer eine heftige politische Debatte ausgelöst. Reaktionen reichten von Zuspruch für Seehofer bis hin zum Vorschlag, stattdessen Seehofers Mutter zur „Mutter aller Probleme“ zu küren. Unbekannte erlaubten sich gar einen virtuellen Scherz: Wer die Adresse „mutterallerprobleme.de“ in den Webbrowser eingibt, wird derzeit auf die Website von Seehofers Partei CSU weitergeleitet.